Das Leben birgt Höhen und Tiefen, so auch das Leben als Gartenbesitzerin. Ich möchte euch diese in diesem Beitrag grob umschreiben, weil ihr sonst nicht fertig werdet mit lesen und ich in Zukunft nichts mehr zum Schreiben habe. Geprägt von kindlichen Erfahrungen hin zu einer Überzeugung, die ich begann umzusetzen.
Der Beginn meiner Gartengeschichte – kindliche Erfahrungen
Schon in meiner Kindheit kam ich mit gärtnerische Aufgaben in Kontakt. Ersten wuchs ich in ländlicher Gegend auf. Zweitens unterhielten meine Eltern ein Haus mit großem Garten. Und drittens bauten sie auf einem kleinen Feld das verschiedenste Obst und Gemüse zur eigenen Nutzung und für die Abnahmestellen (gab es in DDR Zeiten in verschiedenster Art) an.
Die Erntezeit des Rhabarbers galt fast als traditionelles Familientreffen mit gemeinsamer Zeit auf dem Feld. Da kamen Uroma und Tante für einige Tage zu uns, um meine Eltern zu unterstützen. Schließlich gab es viel zu tun. Der reife Rhabarber musste geerntet werden. Je nach Vorgabe der Abnahmestelle mussten die Blätter angeschnitten sein. Die gesamte Ernte wurde mal in Kisten zu einem bestimmten Gewicht oder als Bündel angenommen. Schon zu der Zeit galten die Blätter als Abdeckung der Erde. Besondere Erlebnisse waren das Fahren auf dem Hänger der Zugmaschine und die Pausenzeiten mit Kaffee und geschmierten Schnitten. Wir saßen dazu am Feldrand oder auf dem Hänger. Ich als Kind stöberte gern in der benachbarten Sandgrube (Mülldeponie der Gemeinde). Schaute mir die weggeworfenen Dinge an und spielte damit. Manche Zeit vertrieb ich mir auch in dem Wäldchen mit Crossbahn, mal mit dem Rad oder mal mit Versuchen, die Bäume zu erklimmen. Halt viel Bewegung in der Natur. Na ja, auch mal mit kleiner Schimpferei, weil Kind nicht mit half.

Ich liebte es, neben der Arbeit mit meiner Familie, die umliegenden Flächen zu durchstöbern.
Im häuslichen Garten unterstützte ich, mal mehr und mal weniger gern, meine Oma bei Unkraut jäten. Die Schaukel war viel interessanter. Es lebten anfangs auch Nutztiere, wie Hühner und Ziegen auf dem Grundstück. Das Interesse nahm mit steigendem Alter und dem Wegzug an der Gartenarbeit ab. Na ja, in der Jugend kommen auch andere Interessen auf. Doch an einsamen Tagen zog es mich mit dem Rad in die Natur, gern genoss ich den Blick in die Weite der Landschaft.
Vom Desinteresse zur Gartenbesitzerin
Schon Ende der Ausbildung stieg die Lust auf einen kleinen Garten wieder. Im Jahre 2004, ich war mit meinem zweiten Sohn schwanger, verliebte ich mich bei einem Spaziergang in ein Stück Land. Nach einem zweiten Spaziergang, vorbei an dem Garten fiel mir auf, dass er wenig gepflegt aussah und ungenutzt schien. Schnell suchte ich den Kontakt zu dem Kleingartenverein. Der Garten gehörte keinem mehr und war somit frei.
Nachdem die Formalitäten erledigt waren, war ich Pächterin von nicht ganz 400 m2 Garten. Ich freute mich auf all die Stunden im Garten mit den Kindern.
Höhen und Tiefen geprägt durch das Leben
In den ersten Jahren gestalte ich den Garten in einen großen Spielplatz um. Da entstand ein Sandkasten, eine Bauarbeiter-Ecke mit gern genutztem Schlammloch. Nach ungefähr 2 Jahren nahm ich einen halben Garten dazu. Dadurch entstand Platz für einen großen Pool. Ach, da gab es viele Erlebnisse, Grillabende zusammen mit der Familie und Freunden.
Ich sammelte die verschiedensten Erfahrungen im Anbau von Gemüse, Obst und Stauden. Hierbei half mir anfangs oft mein geliebtes Gartenbuch von Gnaur. Dank des Buches nutzte ich von Beginn an naturnahe Anbau- und Pflegemaßnahmen. Wie oft musste ich mir anhören, mähe mal dein Gras oder durch den Grasschnitt zwischen den Pflanzen, lockst du nur noch mehr Schnecken an. Ich machte es trotzdem weiter. Jetzt, wo nur wenige einen eigenen Garten pachten möchten, kommen solche Ansagen nicht mehr.
Doch der Garten erlebte Zeiten, in denen ich mich kaum bis gar nicht mehr um ihn kümmerte. Anfangs nach meiner Trennung galt die Zeit neben Job den Kindern, später folgte eine Erkrankung, die es mir unmöglich machte mein Stück Land zu pflegen. Dann vor 3 Jahren zog ich in eine andere Stadt. Den Garten kündigte ich nicht, doch pflegen auch nicht.

Eine unerwartete Wendung – mehr Zeit für meinen Garten
Dann im späten Frühjahr 2019 kam ein Schreiben des Vorstandes, dass ich doch den Garten in Ordnung bringen solle oder er gekündigt wird. Der Punkt der Entscheidung, Garten weiter und nutzen oder lassen und Kündigung. Meine Inneres musste ich nicht lang fragen. Es war für den Garten. Der Verstand benötigte ein wenig länger, da sprechen z. B. der Fahrweg von einer guten Stunde dagegen. Doch eine Aussage meines Lebenspartners, „Zusammen schaffen wir das“, galt als Entscheidungshilfe. Ich entschied mich, den Garten wieder in Ordnung zu bringen.
Ich fuhr nach sicher 2 Jahren das erste Mal wieder hin. Der Anblick … die Pflanzen übernahmen das Regime. Keinen Weg sah man mehr. Beim ersten Durchlaufen blieben alle vorhandenen Rosen an der Kleidung hängen. An den Beinen merkte ich die Brennnesseln. Das Gras wuchs und blühte. Doch nahm ich die Herausforderung an
- Der Garten soll wieder mein Stück Land sein, was ich hege und pflege.
Es half mir ein eigens gesetzter Vorsatz. Mindestens einmal in der Woche hinzufahren. Anfangs fiel es mir noch schwer. Da meinte die Depression, „Nein, du musst nicht fahren, zu Hause ist es doch auch schön.“ Dieser Schweinehund bekam jedoch kein Futter mehr, zumindest was den Garten betrifft.
Anfang waren Heckenschere und Rasenmäher, eher Motorsense, die Mittel der Wahl, damit sich das erste Erscheinungsbild änderte und die Wege wieder begehbar wurden. Später kamen Astschere und Häcksler hinzu, dicke Handschuhe und Arbeitseifer. Mit all dem rückte ich den wild gewordenen Brombeeren zu Leibe. Sie nahmen eine riesige Fläche ein, inklusive Kompost und Gartengrenze. Eine Arbeit, die nach dem Mäusemelken kommt. Wie meine Arme aussahen, kann man sich denken. Zerkratzt. Nun ja, Schwamm drüber. Der Lohn konnte sich sehen lassen. Mit jedem Besuch im Garten sah ich ein Stück Boden mehr und eines Tages auch die Gartengrenze wieder. All das schaffte ich allein mit Fleiß und Willen. (mein Freund verlor nach zwei, drei Arbeitseinsätzen die Motivation, ich war noch nie der Typ für Gartenarbeit, die Ausrede) zuletzt kam der Spaten zum Einsatz. Mit ihm und meiner Muskelkraft rückte ich den Wurzeln zu Leibe. Alles, was den Brombeeren Kraft zum Wachsen geben konnte, musste weg. Im Herbst genoss ich bei einem Lagerfeuer den Blick durch den Garten. Ich konnte mehr als nur Brombeeren sehen, mich für meinen durchgehaltenen Vorsatz loben und beruhigt die Winterpause genießen.
Meinen Vorsatz, mindestens einmal die Woche in den Garten zu fahren, setzte ich im Frühjahr 2020 fort. Ich wagte es sogar da zu übernachten. Es ist einfach wunderschön, morgens bei Vogelgezwitscher aufzuwachen und draußen zu frühstücken. Der Sonne beim Aufgehen und ihren Weg ziehen zuzusehen. Vor allem an kühlen Tagen die Wärme der Sonne zu tanken.

3 Zonen führen zur Aufgabe – Hortus naturalis color
Ich machte weiter, wie im Herbst, zu viele gewachsene Äste und Zweige abschneiden und direkt zu Häcksel verarbeiten, gelegentlich das Unkraut und den Wildwuchs jäten. Doch es kam der Tag, an dem es mir reichte. Ich wollte und konnte nicht mehr.
Ich beschloss, ab jetzt nutze ich gute vorhanden Strukturen und gestalte es neu. Das Stückchen Land fand ich schnell. Ohne groß nachzudenken, fuhr ich in den Baumarkt und kaufte Pflanzen, die als insektenfreundlich ausgeschildert waren. Das neu gestaltete Blumenbeet konnte sich sehen lassen. An diesem Abend fuhr ich mit viel Stolz in der Brust nach Hause. Der Ehrgeiz, etwas zu ändern, war gepackt.
Zu Hause griff ich zum Laptop und suchte nach neuen Gartenideen. Sie sollten förderlich für die Flora und Fauna sein. Ich meldete mich in verschiedenen Gartengruppen an. Befragte die Suchmaschine und las viel, was mir auf dem Schirm kam. Bei dieser Arbeit stieß ich auf das Hortusnetzwerk. Ich blieb auf dieser Seite hängen, weil es passte zu meinen Vorstellungen und inneren Empfinden, wie die Faust aufs Auge. Ich verschlang sehr viele der Artikel dieser Seite, kaufte mir verschiedene Bücher und wusste, so einen Garten möchte ich haben. Einen Hortus.
Ich fing an meinen Garten näher zu betrachten und stellte fest. Er hat ja
- Eine Pufferzone
- Eine Hotspotzone
- Totholzhaufen
- Totholz durch, stehen gelassene Stämme
- Eidechsen
- Wilde Ecken
- Mich die Beete mulchte, Gras bis zur Blüte wachsen ließ, Blumeninseln beim Mähen stehen ließ
Mit vollem Eifer entfernte ich alle Koniferen. Verbaute diese in einem Käferkeller. Auch andere Heckenpflanzen, die mir nicht mehr gefielen und als ökologisch nutzlos schienen, fielen der Kettensäge und Astschere zum Opfer. Allerlei Holz fiel an, doch den Weg zur Deponie trat es nicht an, es blieb bei mir.
Zwischenzeitlich gab es gute Gespräche mit dem Gartenvorstand. Er gab mir erst die Erlaubnis, die Brombeeren im ungenutzten Garten zu schneiden und später auch die Zusage, einen Teil mitzunutzen.
Nachdem die Brombeeren ihren Nutzen als Futterquelle verrichtet hatten, entfernte ich den Teil, der mich störte. Damit erhielt ich eine große Fläche, um eine Hecke aus einheimischen Gehölzen zu planen. Doch wollte ich jetzt schon eine sichtbare Abgrenzung zu dem restlichen Wildgarten. Aus den angefallenen Holzabfällen entstand eine Benjeshecke, welche ganz nebenbei für Ordnung im Garten sorgte. Auch andere vermeintliche Abfälle fanden Verwendung, wie angeschnittener Bambus, als Beeteinfassung. Dieses füllte ich mit Holzschnitt und Mähgut, pflanzte Erdbeeren, die verteilt im Garten wuchsen, hinein. Eine kleine erste Ertragszone entstand.
Genau die Ertragszone fehlte bisher fast komplett. Außer den Obstbäumen gab es keine. In Vorbereitungen auf das neue Gartenjahr entschied ich mich für den Aufbau eines Hügelbeetes. Wieder verschwand eine Menge des abgeschrittenen Holzes. Das herab gefallene Laub bekam einen guten Ablageort. Was wieder eine ungewohnte Ordnung im Garten hervorrief. Fast das gesamte Laub liegt diesen Winter nicht auf der Wiese, sondern auf dem Hügelbeet.
Ich bin gespannt auf das Frühjahr. Wie wird alles aussehen, wenn es blüht und wächst, die vielen Blumenzwiebeln, die ich steckte, die neu gepflanzte Hecke. Wer macht sich das Angebot des Käferkeller und der Benjeshecke zu nutzen?
Es wird ein spannendes neues Jahr 2021 im Hortus naturalis color.

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